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Frakturheilung und mechanische Belastung

Mechanische Belastungen sind ein wichtiger Bestandteil der Frakturheilung – aber nur dann hilfreich, wenn sie richtig dosiert werden!

Was passiert bei einer Fraktur?
Wenn ein Knochen bricht, setzt sofort der Heilungsprozess ein. Zunächst bildet sich ein Bluterguss (Hämatom) an der Bruchstelle, der als erste Reaktion des Körpers dient. Dieser Bluterguss enthält Stammzellen und Vorläuferzellen, die den Heilungsprozess unterstützen. In den folgenden Wochen bildet sich weiches Gewebe, das als Granulationsgewebe bezeichnet wird. Dieses Gewebe wird dann durch Faserknorpel ersetzt, der die Bruchstelle überbrückt. Schließlich härtet der Knochen über Monate bis Jahre aus, was als Mineralisierung bezeichnet wird. Am Ende dieses Prozesses ist der Knochen wieder stabil.

Faktoren, die die Heilung beeinflussen
Die Heilung eines Knochens wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:
• Zellen: Spezielle Zellen, sogenannte Osteoblasten, sind für den Aufbau des neuen Knochens verantwortlich.
• Wachstumsfaktoren: Diese Substanzen fördern das Wachstum und die Aktivität der Zellen.
• Blutversorgung: Eine gute Durchblutung ist entscheidend, da sie Sauerstoff und Nährstoffe zur Bruchstelle transportiert.
• Mechanische Belastung: Die Kräfte, die auf den Knochen wirken, spielen eine wichtige Rolle im Heilungsprozess.

Die Rolle der mechanischen Belastung
Die mechanische Belastung ist einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Frakturheilung. Zu Beginn des Heilungsprozesses sollte der gebrochene Knochen möglichst wenig belastet werden, um weitere Schäden zu vermeiden. In späteren Phasen kann jedoch eine gezielte Belastung des Knochens – etwa durch Physiotherapie oder leichtes Training – den Heilungsprozess beschleunigen und den Knochen stärken.

Warum ist mechanische Belastung wichtig?
Der Knochen reagiert auf Druck und Zugkräfte. Wenn er belastet wird, sendet dies Signale an die Zellen im Knochengewebe, mehr Knochenmaterial zu produzieren und den Bruch zu stabilisieren. Allerdings muss die Belastung richtig dosiert sein: Zu viel Druck kann den Bruch verschlimmern, während zu wenig Belastung dazu führen kann, dass der Knochen nicht richtig heilt.

Wie misst man mechanische Belastungen?
Die genaue Messung von Kräften auf einen gebrochenen Knochen ist sehr schwierig. Wissenschaftler verwenden mathematische Modelle und spezielle Geräte wie Knieprothesen oder Kraftmessplatten in Ganganalysen, um herauszufinden, wie sich verschiedene Bewegungen auf die Knochenbelastung auswirken. Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass die Kräfte in verschiedenen Gelenken (Hüfte, Knie und Sprunggelenk) unterschiedlich sind und während des Gehens Spitzenwerte erreichen.
In Studien wurden folgende Spitzenbelastungen gemessen:
• Hüftgelenk: 1.751 bis 3.672 Newton
• Kniegelenk: 1.946 bis 3.305 Newton
• Sprunggelenk: 2.403 bis 5.343 Newton
Diese Kräfte treten typischerweise im letzten Drittel der Standbeinphase beim Gehen auf.

Ergebnisse aus Studien zur Frakturheilung
Untersuchungen haben gezeigt, dass höhere Druckkräfte (Kompression) und bestimmte Bewegungen wie Beugen zu einer besseren Frakturheilung beitragen können. Besonders bei Schienbeinbrüchen (Tibiafrakturen) wurde festgestellt, dass sie oft besser heilen als Oberschenkelbrüche (Femurfrakturen). Dies könnte daran liegen, dass das Schienbein gleichmäßiger belastet wird als der Oberschenkelknochen.
Interessanterweise hat das Alter oder Geschlecht keinen großen Einfluss auf die Heilungsdauer oder -qualität. Stattdessen sind es vor allem die Art und Weise, wie der Knochen mechanisch belastet wird, sowie die Art des Bruchs selbst (zum Beispiel ob er distal oder proximal liegt), die eine Rolle spielen.

Praktische Bedeutung für Patienten
Diese Erkenntnisse haben direkte Auswirkungen auf die Behandlung von Patienten mit Knochenbrüchen. Traditionell wurde Patienten oft geraten, nach einer Operation lange Zeit keine Last auf das betroffene Bein zu geben. Neuere Studien zeigen jedoch, dass eine frühzeitige Belastung – wenn auch kontrolliert – zu besseren Ergebnissen führen kann. Patienten könnten früher mobilisiert werden und dadurch schneller wieder ihre normale Funktion erlangen.
Ein Beispiel hierfür sind Sprunggelenksfrakturen: Bei diesen Brüchen hat sich gezeigt, dass Patienten durch eine sofortige Gewichtsbelastung nach einer Operation bessere Ergebnisse erzielen können – ohne ein erhöhtes Risiko für Komplikationen.

 

Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass die richtige Balance zwischen Entlastung und gezielter Belastung entscheidend für eine erfolgreiche Frakturheilung ist. Zu wenig Bewegung kann dazu führen, dass der Knochen nicht richtig heilt oder schwach bleibt; zu viel Bewegung kann den Heilungsprozess stören oder sogar zu weiteren Verletzungen führen.
In Zukunft könnte es noch genauer möglich werden, individuelle Therapiepläne für Patienten zu entwickeln – basierend auf ihrer spezifischen Verletzung und ihrer individuellen Anatomie. Dies könnte dazu beitragen, den Heilungsprozess weiter zu optimieren und Komplikationen zu vermeiden. Diese Forschung zeigt also: Mechanische Belastungen sind ein wichtiger Bestandteil der Frakturheilung – aber nur dann hilfreich, wenn sie richtig dosiert werden!

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